Sehid Dilsoz Bihar (Kevin Jochim)

After a year – Remembering Heval Dilsoz

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YPG Press Office announced the death of German fighter Kevin Jochim (Dilsoz Bahar) in a clash in Silûk town of Girê Spî, Rojava (West) Kurdistan, on 6 July, 2015.

In a press statement on its website, YPG said that Rojava continued to set an example of fraternity of peoples despite all the counter approaches, adding; „All opponent forces, the ISIS gang organization in the first place, desire to turn Rojava into a place or center of conflicts among peoples on the grounds of their nation, belief and sects. This is why they have put all such attempts and provocations into practice. Still, the wariness of our people has eliminated these plans despite all their efforts and despicable plans.“

Pointing out that the philosophy embraced by the people of Rojava played a major role in the elimination of these plans, YPG said this philosophy which was based on sharing culture, neighborhood, embracing of each other had today proved the democratic nation project to be the most contemporary instance of solution.

YPG continued, underlining that; „This stance has an influence on not only the neighboring Kurdish, Arab, Persian, Assyrian and Turkish peoples, but also all the freedom adorers throughout the entire world, thanks to which the support for the revolutionary struggle in Rojava always remains high and strong. Youths from across the world are coming to Rojava, uniting here and taking their place in the defense of free life on the fronts of resistance. The sacred land gets wet with blood and tear.“

YPG said that one of these heroes was comrade Kevin Jochim (Dilsoz Bihar), of German origin, who was born into an esteemed family in the German city of Karlsruhe on 2 November, 1993. He joined the ranks of the freedom struggle in 2012, after which he took place in numerous daring battles and played an important role in the liberation of ISIS-occupied villages and settlements within the Operation Commander Rubar Qamishlo.

YPG said that comrade Dilsoz unfortunately fell a martyr in clashes in the Şergirat village of Silûk town on 6th July, 2015.

Pledging to pursue the objectives and dreams of comrade Dilsoz, and to do the best to succeed against darkness, YPG extended condolences to martyr Dilsoz’s family, and the Kurdish and German people.

YPG gave the following information regarding the profile of the fallen German fighter;

Nom de guerre : DILSOZ BAHAR
Name : KEVIN JOCHİM
Mother’s name: MAORİNE KOSTLUK
Father’s name : FREİDİ BENKLER
Place of birth : KARLSRUHE- GERMANY
Martyred : 6.7.2015, ŞERGIRAT VILLAGE, SULUK

 

„Doch ich habe mich für diesen Weg entschlossen.“

Heute vor einem Jahr hat unser Freund Kevin, Heval Dilsoz Bahar, im Kampf
gegen den IS in der Nähe von Silûk in Rojava/Nord-Syrien sein Leben
gelassen. Viele Menschen werden sich heute Fragen, wie es dazu gekommen
ist. Kevin hat kurz bevor er gefallen ist angefangen seine Lebensgeschichte
niederzuschreiben, darin gibt er selbst eine Antwort auf diese Frage:
„Vom Erzieher-Azubi zum Guerillakämpfer auf den Bergen und YPG-Mitglied
in Nordsyrien. Das ist mein Lebenslauf. Sicher, kein normaler Lebenslauf für
einen 18-jährigen Deutscher aus einer süddeutschen Stadt, der im Vergleich
zu vielen Menschen aus der dritten Welt die Chance hatte, ein normales,
einfaches und ruhiges Leben zu führen, wie das ja so viele Deutsche
anstreben. Doch ich habe mich für diesen Weg entschlossen. […] Nahezu 3
Jahre lang sammelte ich kulturelle, politische, ideologische und militärische
Erfahrung. Ich sah positives und negatives in diesen drei Jahren, aber vor
allem sah ich die Realität des Mittleren Ostens und die des Kurdischen Volkes,
einem Volk dem es seit über 100 Jahren verboten war es selbst zu sein. Die
Geschichte von einem der ältesten Völker im Mittleren Osten verleugnet und
vergessen. Verlorene Rechte wieder zurückzugewinnen. Das war das Ziel von
PKK und YPG. Und diesen beiden Organisationen dabei auszuhelfen war auch
mein Ziel, ganz egal wie terroristisch auch die PKK eingestuft wird.[…]
3 Jahre lang habe ich mit den Kurden in derselben Front gekämpft. Nicht nur
mit Kurden. Ich kämpfte mit Arabern, Türken, Persern, Türkmenen,
Deutschen, Franzosen, Spaniern, Portugiesen, Holländern, Engländern,
Rumänen, Esten, Australiern, Italienern, Kanadiern und Amerikanern. Und
neben mir sind viele wertvolle und wunderbare Menschen gefallen. Auch ich
bin dieses Risiko mit vollem Bewusstsein eingegangen. Aber dazu kommen wir
später. Denn meine Geschichte fängt erst an.“
Es folgt der Beginn des ersten Kapitels, indem er sich intensiv mit seiner
Sozialisierung während Kindheit und Jugend auseinandersetzt, doch konnte er
seine Niederschrift, die er entweder „Gerechtigkeit heißt kämpfen“ oder
„Wunsch nach Freiheit“ nennen wollte, durch seinen jungen Tod nicht zu Ende
bringen.
Heval Dilsoz kam 2012 nach Kurdistan, weil ihm die Idee des demokratischen
Konföderalismus, entwickelt durch Abdullah Öcalan, neue Hoffnung gab. Eine
Idee, die als Ergebnis von über 40 Jahren Kampf der kurdischen
Freiheitsbewegung, heute, hier in Rojava, immer mehr Wirklichkeit wird. Die
Revolution in Rojava, mit ihrem Paradigma radikaler Basisdemokratie,
Geschlechterbefreiuung und Ökologie, ist inzwischen Kristallisationspunkt für
den Kampf für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Ethnien und
Religionen, sie hat eine föderale Selbstverwaltung der Bevölkerung in
Kommunen und Räten aufgebaut, arbeitet an einer sozialökologischen
Ökonomie und einem konsensorientierten Gerechtigkeitssystem. Heval Dilsoz
nahm mit voller Überzeugung und Hingabe seinen Platz bei der Verteidigung
der Errungenschaften dieser Revolution in Rojava ein. Er kämpfte als
Internationalist für Menschlichkeit und ein freies Leben. Er stand an der Seite
der widerständigen freiheitssuchenden Gesellschaften des mittleren Ostens,
als Teil der demokratischen Moderne, konfrontiert mit der Barbarei des IS
und seiner menschenverachtenden Banden, als zugespitzter Ausdruck der
zerstörerischen Mentalität von Patriarchat und kapitalistischer Moderne.Heval Dilsoz ist dafür bekannt geworden, dass er sehr schnell ausgesprochen
gutes Kurdisch lernte und ein sehr großes Interesse für die kurdische
Geschichte und Gesellschaft aufbrachte. Dabei setzte er sich ebenso stark mit
seiner eigenen Sozialisierung und europäischen Geschichte auseinander, er
nahm immer aktiv an jeglichen Diskussion teil und entfaltete mit seinem tiefen
Verständnis für die Befreiungsideologie der kurdischen Bewegung große
Wirkung auf sein Umfeld. Dadurch wurde ihm trotz der kurzen Zeit, die er in
der Bewegung war, viel Verantwortung übertragen. Die YPG-
Generalkommandantur sagte nach seinem Tod dazu: „Natürlich war Kevin
nicht nur ein Kämpfer, der unseren Kampf verstärkte. Tatsächlich war er mit
seiner Erfahrung und seinem Wissen ein Vorbild für jüngere Kämpferinnen
und Kämpfer. Er hat sich nicht nur große Verdienste an der Front erworben,
sein Ziel war es, Brücken zu bauen. Er kämpfte mit, um eine äußerst wichtige
Brücke zwischen den Kurden von Rojava zu schaffen, und er schlug eine
Brücke zwischen Kontinenten für das Schicksal unserer Völker und der
Menschheit.“
Weil Heval Dilsoz in den linken Kämpfen Deutschlands wichtige Perspektiven
fehlten, zog ihn die Revolution in Kurdistan und die Philosophie Abdullah
Öcalans an, von der er lernen wollte und sie als Alternative für die gesamte
Menschheit verstand. Spätestens nach der heroischen Verteidigung von
Kobanê hat diese Revolution die nationalen Grenzen überwunden und gab
Freiheitsbewegungen weltweit neue Kraft und Hoffnung für die Überwindung
des Unerträglichen und dem Aufbau einer neuen Gesellschaft. Viele Menschen
folgten dem Weg Heval Dilsoz und kamen nach Kurdistan, um Teil dieser
Revolution zu werden, um von ihr zu lernen, Brücken zu schlagen und sie mit
anderen Kämpfen zu verbinden. Insbesondere heute müssen sich die
progressiven und demokratischen Kräfte weltweit zum Kampf und zur
Philosophie der kurdischen Befreiungsbewegung verhalten, mit all ihrem
Potenzial für eine Renaissance für die in der Krise befindlichen Gesellschaften
des Westens. Es liegt an uns, eine Antwort darauf finden, was diese Revolution
mit uns zu tun hat, wie wir auf unsere eigene Art und Weise dem Vorbild
Heval Dilsoz folgen können.
Dilsoz bedeutet Treue bzw. Herzschwur. Heute tragen Kinder und Jugendliche
Rojavas die Namen von Internationalist_innen wie Dilsoz und Ivana. Durch
diese Tradition der kurdischen Bewegung geraten sein Leben und sein Kampf
nicht Vergessenheit, bleiben uns auf diese Weise treu und geben Kraft und
Glauben, seinen Weg fortzuführen. Wie einige Freunde bereits einmal sagten:
Bahar bedeutet Frühling, ein Frühling der neues Leben, neuen Aufbruch und
neue Kraft bedeutet. Kevin, Dilsoz Bahar, wird in unseren Herzen und
Kämpfen für ein neues Leben weiterleben.
Şehîd namirin.
Die Gefallenen sind unsterblich!

 

Internationalistisches Komitee – Lêgerîn

Nordsyrien-Rojava

legerin@riseup.net